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Du hast dich für ein Handwerk mit dem Werkstoff Holz entschieden, nicht Stein, Stahl oder Kunststoff. Warum?
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Stahl ist kalt und muss industriell produziert werden, Stein ist hart, verzeiht nichts, und Kunststoff erscheint mir nicht echt. Holz ist warm und ein natürlicher Stoff. Ich habe aber vor allem die Frage gestellt, welches Handwerk mir persönlich im Alltag am meisten nützen kann. Da ich nicht oft einen Dachstuhl brauche oder ein neues Waschbecken, lag für mich im Tischlerhandwerk die Wahrheit.
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Holz gilt als weiches Material, hat aber wie alle anderen genannten Materialien auch seine Grenzen bzw. seine Tücken. Wie erklärt man dies einem Kunden?
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In der Arbeit mit Holz liegt nicht nur ein Produkt, sondern auch eine Haltung zum Leben. Alles ist vergänglich und braucht Aufmerksamkeit und Liebe. Die Hoffnung, dass etwas nach einmaligem Anfassen auf ewig gut bleibt, ist selten wahr. Holz ist ein organischer Stoff. Ihn zu begreifen und auszutricksen, im besten Fall ihm zuzuhören, ist die Aufgabe eines Tischlers.
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In Deutschland hat man die tatsächlichen Möglichkeiten von Holz nahezu vergessen. Es werden gerade Hochhäuser damit gebaut, aber die Skandinavier, der Alpenraum und vor allem Japan bauen auf traditionelle Verarbeitung mit äußerst moderner Formgebung. Ist der Außenbereich, sprich die Architektur, ein Feld, das dich fordern könnte?
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Die Menschheit braucht mehr Wohnraum, mein Feld liegt noch im Erhalt, in der Reparatur. Neue Welten im Bereich Architektur anzudenken, ist eine spannende Aufgabe, der ich mich gerne stellen möchte. Ich gebe aber zu bedenken, dass Holz hier nicht unendlich zur Verfügung steht. Der japanische Architekt Kengo Kuma erschafft mit dem einfachen Werkstoff Holz unglaubliche Welten, kann aber auf größere Ressourcen zurückgreifen, da dieses Land zu 66 % aus Wald besteht … Da müssen wir erst mal eine ganze Weile lang aufforsten.
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Die Schönheit der Arbeit kann natürlich auch in der Erstellung einer Tür liegen oder eines Tisches, also viel kleiner gedacht. Ist der Sprung von Makro zu Mikro und zurück für dich schwierig, oder bist du da geschmeidig?
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Darin liegt ja die Herausforderung und Aufgabe meines Berufes. Mir macht es großen Spaß, mich genau diesen Wechseln zu widmen und die Anforderungen oder Träume meiner Kunden zu erfüllen. Nur klein oder nur groß zu denken, würde bedeuten, der jeweiligen Situation nicht entsprechen zu können.
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Dein Handwerk umfasst eine unendliche Vielzahl verschiedenster Betätigungen – vom Dach zur Wand, vom Fußboden zum Schrank, von der Schale zum Zahnstocher … Auch hier wieder ist der Übergang von groß zu klein fließend. Ich sehe dich dann immer am Basteln, Bauen und Werkeln. Was passiert in deinem Kopf, wenn du da so sitzt und … tischlerst?
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Dann bin ich zufrieden …